ÖKOLOGISCH, REFLEKTIERT, SOZIAL

Corona – eine selbstkritische Betrachtung

Ich bin mir nahezu sicher liebe Leserinnen und Leser – Sie können es auch nicht mehr hören; Inzidenz, Lockdown, geimpft oder nicht geimpft, Kontaktbeschränkung, Maskenpflicht usw. Wo immer man ist, welcher Aktivität man auch nachgeht – Corona ist schon da und allgegenwärtig. Seien Sie herzlich eingeladen die Corona Pandemie aus einem etwas anderen Blickwinkel zu betrachten, weg von den Schlagwörtern die man den Medien Tag ein, Tag aus entnehmen kann. 

1) Die Sache mit den Viren, der Pandemie und mangelhafter menschlicher Selbstkritik

„Die Chinesen sind Schuld!“, so kann man es lesen. „Sie haben das Virus in einem Labor entwickelt“. „Bill Gates steckt dahinter“, so liest und hört man es von anderen. Haben Sie sich aber schon mal gefragt ob nicht Sie, mich, ob nicht uns alle eine Teilschuld an der gegenwärtigen pandemischen Lage trifft?

Es war ein Artikel im April 2020 der mich aufhorchen ließ. Darin verwies Dr. Thomas Hardtmuth unter anderem auf einen Artikel des renommierten Biologen Josef Settele vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung und Vorsitzender des globalen Weltbiodiversitätsrates. Darin warnte eben jener Herr Settele 2011: „Wenn wir nicht umsteuern, werden wir mehrere solcher Pandemien haben. Um es mit einem Satz zu sagen: Durch Zerstörung von Lebensräumen der Tiere dringen immer mehr Viren aus dem Tierreich in menschliche Lebensbereiche ein und werden dort zu Krankheitserregern. Umweltministerin Svenja Schulze: „Es ist das Problem, das wir mit auslösen!“ und plädiert für mehr Naturschutz als präventive Gesundheitspolitik. „Dass der Raubbau an der Natur ein massives Gesundheitsproblem wird, ist ausreichend belegt.

Kurzum: unser Verhalten in Bezug auf unseren Umgang mit unserer Umwelt erhöht das Risiko für derlei Szenarien drastisch.

Dr. Hardtmut verweist ebenso wie Karin Mölling, einer sehr geachteten und beachteten Biologin auf die Bedeutung von Viren auf unser Dasein und die wichtige Rolle von Viren generell in der Evolutionsgeschichte. Die Aussage: Viren sind nicht per se unser Feind. Nein, sie sind für unseren Bestand sogar von herausragender Bedeutung. Dies gilt im Übrigen auch für Bakterien. Ein Beispiel: unsere Darmflora, auch als Mikrobiom bezeichnet. Bakterienbesiedlung mit „guten“ Darmbakterien ist für unsere Gesundheit von außerordentlich großer Bedeutung.

Unangenehm wird es erst dann, wenn Viren beispielsweise auf unser Verhalten gegenüber Natur und Umwelt reagieren und für uns Menschen zur Bedrohung werden. Dies drückt Dr. Hardtmut in einem Vortrag den er gehalten hat in etwa wie folgt aus: „Wenn durch ökologische Verwerfung das Virus durch äußeren Stress gezwungen wird den Wirt zu wechseln, dann entsteht Pathologie.

Wem also schieben wir die Schuld für die pandemische Lage in die Schuhe? Was meinen Sie? Für mich scheint aufgrund der Faktenlage die folgende Version am wahrscheinlichsten: die Ausdehnung von uns Menschen sowie die gleichzeitige Einengung anderer Arten und Lebewesen durch Zerstörung deren Lebensraumes, bringt uns näher an potentielle Erreger heran. Im Umkehrschluss bedeutet das aus meiner Sicht aber auch, dass wir durch eine Verhaltensänderung gegenüber unserem Planeten, zukünftigen Pandemien entgegen wirken können. Erste Voraussetzung dafür stellt aus meiner Sicht aber eine selbstkritische Bewertung des eigenen Lebensstiles dar.

2) Die Sache mit Corona und der Klimakrise

Finden Sie die Schnittstelle zwischen der Corona- und der Klimakrise? Wenn Sie unter anderem auf die Zerstörung tierischen Lebensraumes tippen, liegen Sie richtig.

Wie unter Punkt 1 erörtert, erhöht eben jenes Verhalten in Bezug auf das Eindringen, die Verwüstung und Vernichtung der natürlichen Lebensräume von anderen Lebensarten die Gefahr, pandemische Ereignisse zukünftig häufiger zu erleben. Aber nicht nur das. Bäume zählen zu den bedeutendsten CO2-Speichern die wir auf unserem Planeten haben. Dies bedeutet neben dem Lebensraumverlust für die Tiere eben auch, dass wir durch die Abholzung großer Waldflächen eine Unmenge an CO2 freisetzen, welches sich in der Atmosphäre wiederfindet. Welche Konsequenzen dies nach sich zieht ist inzwischen hinlänglich bekannt.

Ich habe im Sommer dieses Jahres in einer Gruppe von in medizinischen Berufen tätigen mitgewirkt, innerhalb der wir einen Flyer gestaltet haben. Dieser befasst sich mit den Zusammenhängen zwischen der Pandemie und der Klimakrise. Einen Auszug des Flyer Inhaltes habe ich im Folgenden aufgelistet:

Erderwärmung  Die Klimakrise lässt die Temperaturen weltweit steigen. Lebewesen, die Krankheitserreger in sich tragen die für uns Menschen gefährlich werden, können sich ausbreiten

Permafrost-Gebiete – durch das Auftauen der Dauerfrostlandschaften steigt die Möglichkeit einer Freisetzung alter Krankheitserreger, die bisher eingefroren waren.

Ökosystem bewahren – Durch die Zerstörung unberührter Lebensräume in Regenwäldern steigt die Gefahr der Kontaktaufnahme mit Wildtieren und Viren. Dies wiederum erhöht die Gefahr einer Übertragung.

Massentierhaltung -Eine hohe Zahl von Tieren auf engem Raum erhöht das Risiko für die Förderung von Mutationen von Krankheitserregern und der Übertragung derselben.

Das Bemühen den Schutz unseres Klimas voran zu treiben, wird also aller Wahrscheinlichkeit nach auch dazu beitragen, weiteren pandemischen Ereignissen vorzubeugen.

3) Die Sache mit Corona, der Impfung und was passiert, wenn die Politik das Vertrauen der Bürger*innen verspielt

Ehrlich gesagt beneide ich unsere politische Führung in der momentanen Situation keinesfalls, ich würde mit den verantwortlichen Personen auf keinen Fall tauschen wollen. Allerdings hinterlässt die Politik Im Umgang mit der Pandemie  einen vorsichtig ausgedrückt unglücklichen Eindruck. Es scheint mir auch in den politischen Kreisen an Selbstkritik zu mangeln. Oder wie ist es zu erklären das die zu impfunwilligen abgestempelten Menschen, alle über einen Kamm geschert als Sündenböcke herhalten müssen und nicht diejenigen, die durch ihr Handeln während der Pandemie für Verunsicherung und Misstrauen gesorgt haben? Ich bin geimpft, kann aber für einen Teil derer die aus Verunsicherung oder Misstrauen bisher auf eine Impfung verzichtet haben ein gewisses Verständnis aufbringen. Weshalb das so ist, will ich Ihnen anhand einer kleinen Fabel näher bringen:

Wer von Ihnen kennt die Geschichte von dem Hirtenjungen und dem Wolf? Der Hirtenjunge, der die Schafe hütete erlaubte sich einen Spaß mit den Dorfbewohnern in dem er vorgab dass die Wölfe kämen. Als die Dorfbewohner erschienen freute er sich, dass er ihnen einen Streich spielte.

Als einige Zeit später tatsächlich ein Wolfsrudel auf ihn und seine Herde zukam und er abermals die Dorfbewohner um Hilfe rief, folgten sie seinen Rufen nicht mehr weil sie sich kein zweites mal von ihm hereinlegen lassen wollten. Die Schafe und der Hirtenjunge wurden von dem Wolf gefressen.

Die Fabel stammt von Äsop, einem antiken griechischen Dichter von Fabeln und Gleichnissen.

Ein dazu passendes Sprichwort besagt:

„Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht“

Die Politik, respektive ihre handelnden Personen, bekämpfen mit der Impfdebatte Geister, die sie durch ihr teilweise fragwürdiges Verhalten in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten selbst auf den Plan gerufen haben. Oder finden Sie es, liebe Leser*innen vertrauensbildend, wenn man sich während der Not anderer beispielsweise an Geschäften mit Masken bereichert? Sie können sich die Frage gerne selbst beantworten. Der Liste wären ohne Frage zahllose weitere Beispiele hinzufügbar. 

Fazit:

Ich will mein Fazit mit einem biblischen Vers beginnen: „Wer unter Euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein…“. Ich meine wir alle sollten uns um Selbstkritik bemühen, uns hinterfragen ob durch unser Verhalten ein jeder von uns einen Teil zur aktuellen Krise beigetragen hat. Dies eröffnet uns die Möglichkeit Änderung aktiv zu gestalten. Gleichwohl eine Verhaltensänderung sicherlich mit hohem Aufwand verbunden ist, scheint es mir doch einfacher das eigene Verhalten zu verändern, als dass Verhalten anderer. Dies betrifft aus meiner Sicht „den kleinen Mann“ ebenso, wie Topmanager*innen und Politiker*innen. Zu aller erst sind wir alle Menschen die im gleichen Boot sitzen. Gemeinsam sind wir in der Lage vieles zu erreichen. Noch haben wir die Möglichkeit, noch ist es nicht zu spät!

Wenn wir das Klima retten beugen wir zugleich zukünftigen pandemischen Ereignissen vor und leisten damit einen Beitrag zu unserer aller Gesundheit! Ein wahrlich erstrebenswertes Ziel wie ich finde!

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